Selbstorganisierte         Bildung

Lehrerbildung

Die Tatsache, dass die hier vorgestellten Überlegungen von der Schlüsselfunktion der Eltern für die Bildung ihrer Kinder ausgehen, soll keineswegs bedeuten, dass eine professionell betriebene Pädagogik keiner professionellen Pädagogen bedarf: Die notwendigen fachlichen, didaktischen und pädagogischen Fähigkeiten, die zur Bildung von Kindern und Jugendlichen erforderlich sind, erfordern eine entsprechend gründliche Ausbildung, womit hier allerdings aus naheliegenden Gründen kein staatlich anerkannter erziehungswissenschaftlicher Hochschulabschluss gemeint sein kann. Die Grundaufgabe der Schulpädagogik besteht in der Vermittlung sinnvoller Fähigkeiten, d.h. solcher Fähigkeiten, die für das zukünftige Leben der Schüler von Bedeutung sind. Hierzu zählen vor allem die dargestellten sieben Grundfähigkeiten. Maßgebliche Leitziele einer zukunftsfähigen Schulbildung wären darüber hinaus die Individualisierung der Bildung, d.h. das Eingehen auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen, der Abbau von Leistungsdruck durch den Verzicht auf Schulnoten und überflüssige Prüfungen, der vollständige Verzicht auf Abschlussprüfungen und Schulabschlüsse, die Möglichkeit, sich bereits während der Schulzeit für bestimmte Ausbildungszweige und Tätigkeiten zu qualifizieren, die Dauer der schulischen Betreuung bis zu einer hinreichenden Ausbildung der zur eigenen Lebensgestaltung erforderlichen Fähigkeiten sowie die Möglichkeit einer individuellen Beratung der Jugendlichen bei ihrem Weg in das Arbeitsleben und in die eigene Selbständigkeit. In einer freien, staatlich unkontrollierten Pädagogik beschränkt sich das Tätigkeitsgebiet von Lehrern nicht auf die Arbeit mit den Schülern; vielmehr umfasst das pädagogische Arbeitsfeld die drei Bereiche der Schüler-, der Eltern- und der Lehrerbildung. In Bezug auf die Arbeit mit den Schülern muss der Lehrer die drei Unterrichtsmethoden des Fachunterrichtes, der Themenkunde und der Projektarbeit gleichermaßen beherrschen: Der Fachunterricht verlangt umfassende Sachkenntnis, ein klares methodisch-didaktisches Konzept, das Vermögen verständlicher sprachlicher Darstellung sowie differenzierte Fähigkeiten zur Diagnose des Leistungsstandes der Schüler und zur Durchführung geeigneter Fördermaßnahmen. Die Themenkunde erfordert ebenfalls eine gute Kenntnis des jeweiligen Themenbereiches sowie insbesondere die Fähigkeit zu dessen interessanter und anregender Darstellung. Überdies bedarf es methodischer Geschicklichkeit, um mit den Schülern ins Gespräch zu kommen und sie zu eigenen Aktivitäten anzuregen. Selbstverständlich muss der Lehrer, um die Schüler zur Projektarbeit auszubilden, selber die Fähigkeit der professionellen Projektgestaltung beherrschen. Pädagogisch kommen hier insbesondere Methoden der effektiven Projektreflexion gemeinsam mit den Schülern in Betracht, um den bestmöglichen Lernerfolg durch die während der Projektarbeit gemachten Erfahrungen zu erzielen. Der Elternbildung soll den Eltern professionelle Hilfe bei der pädagogischen Betreuung ihrer Kinder anbieten. Gerade weil den Eltern die entscheidende Rolle bei der Bildung ihrer Kinder unabhängig vom staatlich kontrollierten Schulsystem zukommt, bedarf es entsprechender Bildungsangebote. Die vermittlungsbedürftigen Fähigkeiten wurden im Abschnitt über Elternpädagogik bereits gekennzeichnet; zusammenfassend geht es hier um zwei zentrale Bereiche: Hilfestellungen zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder durch ihre Eltern sowie Anleitungen zur Projektarbeit, um die Eltern zu befähigen, Bildungsprojekte mit ihren Kindern zu organisieren und durchzuführen Da die offizielle, staatlich organisierte und überwachte Lehrerausbildung keine Grundlagen für eine zukunftsfähige und menschengerechte Pädagogik vermittelt, stellt sich das Problem einer selbstorganisierten Lehrerbildung. Hierfür gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten, die einander durchaus ergänzen können: die in Eigenregie betriebene Selbstausbildung die Weiterbildung durch im Internet zur Verfügung gestellte Materialien sowie die Vermittlung pädagogischer Fähigkeiten durch entsprechend qualifizierte Pädagogen Für eine pädagogische Tätigkeit im Sinne der hier dargestellten Ausführungen kommen prinzipiell zwei Menschengruppen in Betracht, nämlich 1) Menschen ohne pädagogische Ausbildung bzw. Berufserfahrung und 2) Lehrer, die bereits im Schulbetrieb tätig sind oder waren. Die Perspektive für eine Neuausrichtung der eigenen Arbeit hängt hier ganz von den konkreten biografischen Umständen, d.h. von der jeweiligen momentanen Lebenssituation ab. Menschen ohne pädagogische Ausbildung können sich etwa fragen: Lohnt sich ein pädagogisches Hochschulstudium für mich im Hinblick auf spätere Arbeitsmöglichkeiten? Kann ich eine pädagogische Selbstausbildung parallel zu meiner derzeitigen Arbeitstätigkeit organisieren oder mir ggf. ein Freijahr hierfür nehmen? Und für bereits im Schulbetrieb tätige Menschen wären mögliche Erwägungen: Kann und will ich meinen Schuldienst beenden? Welche finanziellen Probleme drohen mir hierbei, insbesondere auch bezüglich meiner Altersversorgung? Kann und will ich den Schuldienst für eine Weile aussetzen, um mich gezielt weiterzubilden und ggf. umzuorientieren? Kann ich meine Stundenzahl reduzieren, z.B. auf ein halbes Deputat, um die gewonnene Zeit für meine Selbstausbildung und/oder zum allmählichen Aufbau eines zweiten beruflichen Standbeines als freier Pädagoge zu verwenden, um bei entsprechendem Erfolg später den Schuldienst endgültig zu beenden? Über die solistische Tätigkeit hinaus stellt sich dann die Frage, inwieweit Pädagogen sich zusammenschließen können, um einander bei der Selbstausbildung sowie bei ihren pädagogischen Aktivitäten zu unterstützen. Natürlich stellt das Internet das geeignete Medium dar, um Kontakte zu knüpfen, sich auszutauschen, Materialien zur Verfügung zu stellen, Onlinekurse durchzuführen, sich zu Treffen oder Tagungen zu verabreden, Fragen zu stellen, Gesuche oder Angebote zu formulieren, gemeinsame Bildungsaktivitäten zu beschließen, pädagogische Arbeitsgruppen zu gründen und dergleichen mehr. Hierfür dürfte die Bildung eines freien Austauschforums sinnvoll sein, dass allerdings sehr effizient gestaltet und verwaltet werden muss, um die Potentiale gemeinsamer Aktivitäten möglichst wirkungsvoll zu nutzen. Der Ansatz zur allmählichen Entwicklung eines neuen Bildungssystems sieht sich aus Lehrerperspektive mit drei Schlüsselfragen konfrontiert: Gibt es genügend gut ausgebildete Pädagogen? Gibt es genügend Arbeitsmöglichkeiten für freie Pädagogen? Gibt es genügend finanzielle Verdienstmöglichkeiten für freie Pädagogen? Diese Fragen lassen sich nicht isoliert beantworten, sondern müssen vor dem Hintergrund der Entwicklungsperspektiven eines neues Bildungssystems erörtert werden. Zum Seitenanfang