Selbstorganisierte         Bildung

Grundfähigkeiten

Die gesetzlich festgeschriebenen Rechte bzw. Bildungsziele der freien Persönlichkeitsentfaltung, Eigenverantwortlichkeit und Gemeinschaftsfähigkeit laufen letztlich auf die Frage hinaus, wie ein Mensch mit sich selber und mit anderen Menschen umgeht. Da die freie Persönlichkeitsentfaltung der individuellen Selbstverwirklichung des Menschen entspricht, während die Gemeinschaftsfähigkeit das soziale Zusammenleben mit anderen Menschen betrifft, ergibt sich als allgemeine Perspektive der Lebensgestaltung die soziale Selbstverwirklichung des Menschen. Soziale Selbstverwirklichung erfordert bestimmte allgemeine Fähigkeiten, die wir als Grundfähigkeiten bezeichnen können. Diese umfassen die vier selbstbezogenen Fähigkeiten zur Selbstorganisation, Selbstausbildung, Selbsterziehung und Selbstreflexion sowie die sozialen Fähigkeiten der Kommunikation, Beziehungsgestaltung und Gemeinschaftsgestaltung. Ich habe die sieben Grundfähigkeiten auf dieser Website ausführlicher dargestellt und auf meinem YouTube-Kanal zu jeder dieser Fähigkeiten ein entsprechendes Video veröffentlicht, die in der Playlist Grundfähigkeiten zusammengefasst sind. Die wichtigste Aufgabe einer zeitgemäßen Schulbildung, welche Menschen verantwortungsvoll auf ihr späteres Leben vorbereiten will, müsste in der Ausbildung bzw. in der Hilfestellung zur Ausbildung dieser Grundfähigkeiten bestehen. Hierbei kommt der Unterrichts- bzw. Arbeitsform der Projektarbeit eine herausragende Bedeutung zu: Die eigenständige Durchführung von Projekten fördert die Fähigkeit zur Selbstorganisation. Die Auswahl, Gestaltung und Durchführung individueller Bildungsprojekte fördert die Fähigkeit zur Selbstausbildung. Die zur Durchführung anspruchsvoller Projekte erforderliche Ausbildung von Selbstmotivation, Eigeninitiative, Willensstärke und Selbstdisziplin sowie zum selbständigen Arbeiten schult die Fähigkeit zur Selbsterziehung. Die bewusste Gestaltung der eigenen Arbeit sowie die kritische Beurteilung der eigenen Arbeitsresultate, Arbeitsmethoden und Fähigkeiten fördern die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Selbstverständlich fördern Gemeinschafts- und Gruppenprojekte ebenso die Ausbildung der sozialen Fähigkeiten zur Kommunikation, Beziehungsgestaltung und Gemeinschaftsgestaltung. Dennoch erscheint mir die Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches Kommunikation unbedingt erforderlich: Der individuelle Selbstausdruck wird durch Referate, Rezitation und Schauspiel sowie durch freie Themendarstellung geschult und kultiviert. Hierbei sind verbale und nonverbale Kommunikation (d.h. die musikalische und visuelle Gestaltung des eigenen Selbstausdrucks) gleichermaßen zu berücksichtigen. Der Ausbildung des Verständnisses anderer Menschen dienen Verhaltensbeschreibungen, Analysen von Kommunikationssituationen, die Erforschung der Motive anderer Menschen sowie die Charakterisierung menschlicher Persönlichkeiten. Dialog- und Diskursfähigkeit lassen sich durch bewusst inszenierte Dialoge und Gruppendiskussionen mit anschließender Reflexion bzw. Selbstreflexion des Kommunikationsverhaltens fördern. Die Ausbildung sozialer Grundfähigkeiten ist darüber hinaus das Hauptziel des Unterrichtsfaches Sozialkunde. Sie umfasst die drei Themenbereiche der Gesellschafts-, Gemeinschafts- und Beziehungsgestaltung. Aus der Darstellung geschichtlicher Entwicklungen und Zusammenhänge in der Themenkunde ergibt sich der Übergang zur Gesellschaftskunde mit der Beschreibung kultureller, rechtlicher und politischer sowie wirtschaftlicher Verhältnisse. Gesellschaftskunde ist daher gleichermaßen Kultur-, Rechts- und Wirtschaftskunde. Probleme und Aspekte der Gemeinschaftsbildung stehen im Mittelpunkt der Gemeinschaftskunde. Die Ausbildung zur Gemeinschaftsfähigkeit vollzieht sich vor allem im sozialen Miteinander der Schüler und Lehrer einer Klasse bzw. Lerngruppe, welches in der Sozialkunde ausdrücklich thematisiert wird. Die unterschiedlichen Aspekte der Gemeinschaftsbildung dürfen dabei nicht abstrakt bleiben, sondern müssen konkret in der eigenen Gemeinschaft erlebt und gemeinsam bearbeitet werden. Der Analyse und Erörterung von Konfliktsituationen im Umgang miteinander kommt hierbei besondere Bedeutung zu. Dies bezieht sich auch auf die Durchführung und Reflexion von Gemeinschafts- und Gruppenprojekten. Von den eigenen Gemeinschaftserlebnissen aus lassen sich dann allgemeine Prinzipien und Perspektiven der Gemeinschaftsgestaltung entwickeln Der Hauptinhalt der Beziehungskunde besteht in der Analyse unterschiedlicher zwischenmenschlicher Beziehungen und Beziehungsformen. Hierbei sind insbesondere die Erwartungen der Beziehungspartner aneinander, ihr Verhalten in der Beziehung, die sich hieraus vielfach ergebenden Konflikte und Probleme sowie deren Lösungsmöglichkeiten, schließlich auch die Entwicklungsperspektiven von Beziehungen zu untersuchen. Der didaktische Weg führt hier von der Betrachtung der Beziehungen anderer Menschen hin zur Selbstreflexion des eigenen Verhaltens in Beziehungen. Zum Seitenanfang