Selbstorganisierte         Bildung
Selbsterziehung Die Verwirklichung von Zielen bzw. Ideen erfordert bestimmte Aktivitäten, deren erfolgreiche Durchführung wiederum bestimmte Fähigkeiten voraussetzt. Falls ich über diese Fähigkeiten nicht in ausreichendem Maß verfüge, muss ich sie mir durch Bildung aneignen. Bildung ist daher vielfach die Voraussetzung zur Erreichung der eigenen Ziele: Bildung Fähigkeiten Aktivitäten Ziele (Ideale) Selbsterziehung ist die Arbeit an der Weiterentwicklung der eigenen intellektuellen und charakterlichen Fähigkeiten. Im Gegensatz zur Selbstausbildung ist Selbsterziehung daher Arbeit an sich selbst. Das Niveau einer menschlichen Gesellschaft oder Gemeinschaft hängt davon ab, ob beteiligten Menschen bereit sind, an sich zu arbeiten. Welche Fähigkeiten setzt die Verwirklichung meiner Ziele voraus, und inwieweit verfüge ich über diese Fähigkeiten? Wo liegen meine Defizite, d.h. welche Fähigkeiten muss ich mir erarbeiten, damit meine Ziele eine realistische Chance zu ihrer Verwirklichung haben? Die Antwort auf diese Frage erfordert eine ebenso realistische wie konsequente Selbstkritik. Aus der Erkenntnis der eigenen Defizite bezüglich der benötigten Fähigkeiten ergeben sich die Ziele der Selbsterziehung. Habe ich diese Ziele erkannt, kommt es darauf an, einen geeigneten Weg, d.h. eine Methode zum Erreichen dieser Ziele zu finden oder zu entwerfen. Die besondere Schwierigkeit der Selbsterziehung besteht darin, dass ich hierbei sowohl Lehrer als auch Schüler in einer Person bin, weswegen die Fähigkeiten von Lehrer und Schüler zu jedem Zeitpunkt identisch sind: Der Lehrer kennt den geeigneten Weg am Anfang ebenso wenig wie der Schüler. Insbesondere am Beginn der Selbsterziehung darf ich mich daher nicht durch zu hohe Ansprüche an mich selbst überfordern. Andererseits erweitern sich aber die Fähigkeiten von Lehrer und Schüler auch immer in demselben Maße: Der Erzieher gewinnt während des Prozesses immer mehr an Übersicht und Souveränität im Umgang mit dem Schüler. Selbsterziehung ist daher nicht nur Schülerbildung, sondern gleichermaßen Ausbildung des „inneren Lehrers“. Selbsterziehung lässt sich wiederum am besten als Projektarbeit gestalten. Folglich sind auch alle Kriterien der Projektarbeit (Projektauswahl, Vorbereitung, Durchführung, Reflexion, Entwicklung, Koordination, Offenheit) angemessen zu berücksichtigen. Für die Projektauswahl sind die unterschiedlichsten Zielsetzungen denkbar: Verbesserung der Denkfähigkeiten, des Verbalisierungsvermögens, des Beobachtungsvermögens, der eigenen Gelassenheit, des Umgangs mit bedrängenden Problemen, ein besseres Verständnis anderer Menschen, die Fähigkeit zur Selbstdarstellung, Ausbildung von Kommunikationsfähigkeiten, der Fähigkeiten zur Projektgestaltung oder der eigenen Zeitgestaltung usw. Grundsätzlich lassen sich die zu erwerbenden Fähigkeiten in intellektuelle, emotionale, kommunikative und organisatorische Kompetenzen einteilen. Diese Einteilung eignet sich auch zur Diagnose der eigenen Defizite. Der systematische und gezielte Erwerb von Fähigkeiten entsteht durch Übung, d.h. durch den regelmäßigen Vollzug bestimmter Aktivitäten und das Richten der größtmöglichen Konzentration und Aufmerksamkeit auf diese Tätigkeiten, bis sich die eigenen Verhaltensgewohnheiten allmählich verändern. Während es in der Selbsterziehung einerseits um den Erwerb von Fähigkeiten geht, setzt das Gelingen von Selbsterziehung andererseits Fähigkeiten voraus, die u.U. ebenfalls erst ausgebildet werden müssen, und zwar durch Selbsterziehung …. Die zur Selbsterziehung erforderlichen Fähigkeiten können wir als Metafähigkeiten bezeichnen. Dazu gehören vor allem: die Fähigkeiten zur Projektkonzeption: Selbstkritik sowie die Bestimmung geeigneter Ziele und Methoden der eigenen Arbeit die Fähigkeiten zur Projektdurchführung: Willensstärke, Selbstdisziplin, Konzentration und Geduld Die Projektkonzeption setzt grundlegende gedankliche Fähigkeiten, die Projektdurchführung hingegen vor allem Willensstärke voraus. Denkschulung und Willensschulung sind daher die elementaren Voraussetzungen der Selbsterziehung. Für beide Bereiche gibt es geeignete Übungen. Selbsterziehung ist letztlich eine Frage der Selbstmotivation, d.h. der eigenen Willens- und Entschlusskraft und kann daher niemals durch äußeren Zwang, sondern nur durch absolute Freiheit entstehen. Bezüglich der Selbstmotivation gibt es nur zwei Möglichkeiten: Durchhalten oder Aufgeben, d.h. Wollen oder Nichtwollen! Das beste Motiv dürfe die Einsicht sein, dass sich die eigenen Ziele und Ideale ohne die Ausbildung der erforderlichen Fähigkeiten nicht erreichen lassen. Zum Seitenanfang