Selbstreflexion Selbstreflexion ist die Bildung von Selbstbewusstsein, d.h. die Herstellung eines Verhältnisses zu sich selbst. Sie ist ein „Blick in den Spiegel“ und setzt daher sowohl den Willen zum Blick in diesen Spiegel (d.h. zur Selbsterkenntnis) als auch die Fähigkeit voraus, das sich ergebende Spiegelbild durch Selbstbeobachtung exakt zu erfassen. Selbstreflexion ist nur freiwillig möglich und kann deswegen auch unterlassen werden, wodurch ein Mensch sich selber fremd bleibt. Selbstreflexion ist die Voraussetzung jeder bewussten Lebensgestaltung. Sie dient der Bestimmung und Kontrolle • der eigenen Ziele und Ideale • der zum Erreichen dieser Ziele notwendigen Aktivitäten • der zur Durchführung dieser Aktivitäten erforderlichen Fähigkeiten sowie • der zum Erwerb dieser Fähigkeiten benötigten Bildung. Im Rahmen der Projektarbeit kommt die Selbstreflexion bei der Projektauswahl sowie bei der Vorbereitung, Reflexion und Entwicklung von Projekten zum Einsatz. Und auch die Ausbildung der Grundfähigkeiten der Selbstorganisation, Selbstausbildung und Selbsterziehung ist ohne Selbstreflexion unmöglich, denn sowohl die Erkenntnis der eigenen Defizite als auch die Bestimmung geeigneter Maßnahmen zu deren Korrektur hängen von dieser Fähigkeit ab. Selbstreflexion umfasst die Entwicklungsstufen der 1. Selbstwahrnehmung 2. Übersetzung der Selbstwahrnehmung in Gedanken 3. Kontrolle des Denkens über sich selbst sowie 4. Transformation (Umwandlung) des Denkens über sich selbst. Der Grundsatz aller Selbstverwirklichung lautet „Ich bringe mich zu mir selbst.“ Das Ich tritt dabei in dreifacher Form auf: Ich (als Erzieher) bringe mich (als zu Erziehenden) zu mir (als Erziehungsziel). Das erfordert eine dreifache Selbstreflexion a) auf mein eigenes Wesen, b) meinen momentanen Zustand und c) meine momentanen Entwicklungsmöglichkeiten, wobei sich alle drei Komponenten im Prozess der Selbstverwirklichung fortwährend dynamisch verändern. Um diese Veränderung nicht zu verschlafen und den Kontakt zu mir – mein Selbstbewusstsein – nicht zu verlieren, muss ich Selbstreflexion regelmäßig üben und ausüben, indem ich sie als regelmäßigen Bestandteil in meinen Tagesablauf integriere. Die bei weitem effektivste Form der Selbstreflexion ist das Selbstgespräch in vollständig ausformulierten (und gegebenenfalls korrigierten) Sätzen, was sowohl das Ausdrucksvermögen als auch die Exaktheit des Denkens wesentlich fördert. Selbstreflexion dient der Auswertung und Verarbeitung bisheriger sowie der gezielten Vorbereitung neuer Erfahrungen. Eine derartige Selbstreflexion durchläuft idealerweise vier Stadien: 1. die Erinnerung und Vergegenwärtigung meiner Erlebnisse 2. die Reflexion über die Bedeutung dieser Erlebnisse („Was sagt mir das?“) 3. die Bewertung der Situation und meines Verhaltens in dieser Situationen 4. die Konsequenzen dieser Bewertung in Form von Entschlüssen und Vorsätzen für mein zukünftiges Verhalten. Jeder Versuch zur Umsetzung von Vorsätzen und Entschlüssen ist ein Experiment, dessen Ergebnisse wiederum reflektiert werden müssen, um den größtmöglichen Nutzen aus den eigenen Erfahrungen zu ziehen und ggf. zu neuen Entschlüssen zu gelangen. Auf diese Weise vollzieht sich bewusste Lebensgestaltung im stetigen Wechselspiel von Erfahrung und Reflexion. Kontinuierliche Übung wird längerfristig das Niveau beider Bereiche ebenso deutlich steigern wie auch das Selbstvertrauen, mit zukünftigen Erfahrungen souverän umgehen zu können. Eine realistische Selbstreflexion ist die Grundlage dafür, unterschiedliche Bereiche des eigenen Lebens vollkommen neu zu gestalten und zu organisieren. Sie ist auch das Mittel, Ideale der Realität anzugleichen, indem ich mich frage: 1. Welche Möglichkeiten habe ich momentan? 2. Welche Einschränkungen und Grenzen muss ich berücksichtigen? 3. Welche konkreten Perspektiven will ich als nächstes realisieren? Selbstreflexion ist auf drei unterschiedlichen Ebenen möglich: 1. die Verarbeitung aktueller Erlebnisse (Tagesreflexion) 2. die Bearbeitung aktueller Themen (Themenreflexion) 3. die Reflexion meiner momentanen Situation und gegenwärtigen Entwicklungsperspektiven (Grundlagenreflexion) Zum Seitenanfang