Selbstorganisierte         Bildung

Lehrplangestaltung

Die Lehrplangestaltung hat die Aufgabe, die zu vermittelnden Inhalte sinnvoll auf die drei Unterrichtsformen des Fachunterrichtes, der Themenkunde und der Projektarbeit zu verteilen und im Verlauf der Schulzeit auf den spezifischen Charakter der unterschiedlichen Alters- und Jahrgangsstufen abzustimmen. Jeder Klassenstufe entspricht dabei ein bestimmter Entwicklungsstand der Schüler, dem die jeweiligen Lerninhalte und Methoden anzupassen sind. Hierfür kann der Lehrplan der freien Waldorfschulen eine geeignete Grundlage bilden, die gemäß den dargestellten Anforderungen zu modifizieren wäre. Der Fachunterricht in Deutsch, Englisch und Mathematik kann unmittelbar in der 1. Klasse beginnen, um bis zur 8. Klasse die wesentlichen Grundlagen dieser Fächer zu erarbeiten. In der Medienkunde geht es ab der 5. Klasse um elementare Computerbeherrschung, von der 7. Klasse an um Medienkompetenz und ab der 9. Klasse um Digitaltechnik und Informationstheorie. Das Fach Kommunikation kann mit der 5. Klasse beginnen und aus dem Briefeschreiben im Deutschunterricht der 4. Klasse hervorgehen. Einsatzpunkt für die Sozialkunde wäre die 7. Klasse mit Anknüpfung an den Geschichtsunterricht. Themenkunde findet von der 2. bis zur 8. Klasse möglichst im ständigen Dialog mit den Schülern statt. Ab der 9. Klasse gibt es konzentrierte Lehrerreferate mit Fragenbeantwortung. Hierfür lassen sich bei Bedarf entsprechend kompetente auswärtige Referenten hinzuziehen. Wesentlich ist die Anregung zu selbständiger Weiterbildung der Schüler im Internet oder durch andere Medien mit Anleitung zur eigenen Recherche, um die Arbeitsergebnisse dann in Referatsform vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren. Durch die gezielte Bearbeitung und Darstellung von Themen seitens der Schüler geht die Themenkunde unmittelbar in die Projektarbeit über. Hierzu gehört insbesondere die Durchführung frei gewählter Arbeitsprojekte, die den jeweiligen Interessen und Neigungen der Schüler entsprechen. Die Projektarbeit im engeren Sinne beginnt mit Gemeinschaftsprojekten (bevorzugt mit der Erarbeitung künstlerischer Darbietungen) ab der 5. Klasse. Vom der 7. Klasse an lassen sich Arbeits- und Interessengruppen bilden; zudem können einzelne Schüler bei entsprechender Neigung gezielt an eigenen künstlerischen Darstellungen arbeiten. Die eigentliche Ausbildung zur Projektarbeit vollzieht sich dann in der 9. bis 12. Jahrgangsstufe: Die 9. Klasse fördert die selbständige Projektarbeit einzeln und in Gruppen. Die Schüler sollen hierbei experimentieren und sich (ohne Zensurdruck) an anspruchsvolleren Aufgabenstellungen versuchen. Die Förderung der Selbstmotivation steht im Vordergrund, was sich ohne eine entsprechende Begeisterung oder zumindest ein gewisses Interesse für die Projektinhalte kaum erreichbar sein wird. Die 10. Klasse konzentriert sich auf die formale Anleitung zur Einzel- und Gruppenarbeit. Die einzelnen Arbeitsschritte werden hierbei durch den Lehrer (wiederum ohne Zensuren) kontrolliert und beurteilt. Es geht um die Ausbildung formaler Arbeitsdisziplin; und die Schüler sollen sich an die konstruktive Kritik ihrer Arbeit gewöhnen. In der 11. Klasse steht wiederum die selbständige Projektauswahl und Projektgestaltung im Vordergrund, die jetzt aber durch die Schüler selber reflektiert werden soll. Insbesondere geht es hier um die Ausbildung der Fähigkeit zur konstruktiven Selbstkritik. Die systematischen Grundlagen der Projektarbeit sollen in dieser Jahrgangsstufe gezielt erarbeitet und in der eigenen Arbeit umgesetzt werden. Die 12. Klasse ermöglicht umfangreichere und anspruchsvollere Projekte, die der Schüler möglichst autonom auswählen und durchführen sollte. Der Lehrer hat hierbei primär eine Beraterfunktion und sollte den Schüler bei der Projektreflexion unterstützen. Die solistische Projektarbeit ab der 9. Klasse umfasst den Erwerb der Fähigkeit zur Selbstausbildung: In der 9. Klasse gibt es Aufgaben zur selbständigen Recherche, Erarbeitung und Darstellung von Inhalten. Hierbei sollen die Schüler das eigene Vorgehen reflektieren und darstellen sowie die Qualität der von ihnen verwendeten Quellen bewerten (Medienkritik). In der 10. Klasse werden Textzusammenfassungen und thematische Gliederungen geübt. Hierfür gibt der Lehrer entsprechende Anleitungen, sowohl ökonomisch und zeitsparend wie auch strukturiert und methodisch vorzugehen. Die 11. Klasse thematisiert die Arbeitsmethoden der Schüler bei der Projektgestaltung. In Bezug auf das methodische Vorgehen gibt es gezielte Übungen, deren Durchführung gemeinsam reflektiert und diskutiert wird: Von der Besprechung der Projektarbeit einzelner Schüler soll möglichst die gesamte Klasse profitieren. In der 12. Klasse geht es darum, frei gewählte Themengebiete selbständig zu erarbeiten. Auftretende Fragen und Schwierigkeiten können hierbei gemeinsam mit dem Lehrer besprochen werden. Für das Unterrichtsfach Kommunikation ergeben sich die folgenden Themenschwerpunkte der unterschiedlichen Jahrgangsstufen in stichwortartigem Überblick: 5. Klasse: freier Selbstausdruck, Differenzierung eigener und fremder Inhalte 6. Klasse: Übung von Sachaufsätzen und Referaten 7. Klasse: Charakterisierung anderer Menschen, Übung nonverbaler Kommunikation, sachliche Wiedergabe fremder Ansichten 8. Klasse: Analyse von Konfliktsituationen, Erforschung der Motive und Verständnis anderer Menschen 9. Klasse: freie Gedankenentwicklung in Referaten, Dialog- und Diskursübungen 10. Klasse: Einübung von Kommunikationsdisziplin, strukturierte Gliederung und Darstellung von Inhalten, gemeinschaftliche Themendarstellung mit entsprechender Aufgaben- und Rollenverteilung 11. Klasse: Gruppendiskussionen, Fähigkeit zur sachlichen Argumentation, Reflexion des eigenen Diskussionsverhaltens 12. Klasse: Verständnis anderer Menschen, Anteilnahme an deren Problemen mit Erörterung möglicher Hilfestellungen, Fähigkeit zur Darstellung eigener Probleme sowie der gemeinsamen Reflexion eigener und fremder Anliegen Die Themen des Faches Sozialkunde für die unterschiedlichen Jahrgangsstufen lassen sich folgendermaßen fixieren: 7. Klasse: Besprechung des Wesens und der Funktion unterschiedlicher zwischenmenschlicher Beziehungsformen 8. Klasse: Besprechen möglicher Beziehungsprobleme, Erörterung und Bewertung des Umgangs von Menschen miteinander 9. Klasse: Reflexion der eigenen Klassengemeinschaft und der Formen des Umgangs miteinander, Erörterung von Gemeinschaftsproblemen und deren möglicher Lösungen 10. Klasse: Besprechung des Wesens und der Funktion unterschiedlicher Gemeinschaftsformen (Familie, Arbeitsgemeinschaften, Interessengruppen, Unternehmen usw.), Erörterung der hierzu notwendigen Organisationsstrukturen und Verhaltensregeln mit Übergang zur Thematisierung gesellschaftlicher (politischer und wirtschaftlicher) Strukturen und Funktionen 11. Klasse: Behandlung von Gemeinschaftsproblemen und - perspektiven, Reflexion auf die eigenen Gemeinschaften und das eigene Sozialverhalten, Erörterung gesellschaftlicher Probleme 12. Klasse: Untersuchung des Wechselverhältnisses zwischen Individuum und Gemeinschaft bzw. Gesellschaft, Thematisierung von Beziehungsproblemen Ein Hauptanliegen der Sozialkunde besteht darin, die persönlich erlebbaren Bereiche der Beziehungs- und Gemeinschaftskunde und die anonym-abstrakte Gesellschaftskunde nicht auseinanderfallen zu lassen, was zur Entfremdung des Menschen von der Gesellschaft führen würde. Vielmehr geht es darum, die selber erlebten Beziehungs- und Gemeinschaftsprobleme ebenso in der Gesellschaft wiederzufinden, wie die gesellschaftlichen Probleme in den eigenen Gemeinschaften und Beziehungen und damit letztlich bei sich selbst. Zum Seitenanfang